Spiritualität

"Wer sich an den Herrn bindet, ist ein Geist mit Ihm.“

 ~ 1 Kor 6,17

Unsere geistliche Tradition ist reichhaltig: sie ist benediktinisch und zisterziensisch, eucharistisch und marianisch geprägt. Aber vor allem ist es einfach ein Weg, Gott zu suchen und eins mit ihm zu sein in unserem Gebet, unserer Arbeit und allem, was wir sind und tun.

Unser heiliger Vater Benedikt hat das Wesen und das Ziel des monastischen Lebens in der Aufforderung zusammengefasst:  

"Der Liebe zu Christus nichts vorziehen.“

~ Regula Benedicti (RB) 4,21, vgl. RB 5,2; 72,11

"Dieser Primat, der unserem Herrn Jesus Christus geschuldet ist, bildet die Grundlage der Regel und aller Formen des monastischen Gehorsams. [...] Diese Bereitschaft zu ungeteilter Liebe findet ihren Ausdruck in unserer Profess; sie zu leben erfordert die Hingabe der ganzen Person mit all ihren Möglichkeiten und Begabungen." (Geistliche Grundlagen der Kongregation von Mehrerau


Jeden Tag lesen wir einen Abschnitt aus der Benediktsregel; der Obere kommentiert die Regel auch einmal in der Woche.


Der Weg der Benediktsregel, so wie er von den Zisterziensern gelebt wird, ist vor allem der Weg der Demut, Liebe und Freude. Dieser Weg ist die Nachfolge Christi, "die sich entfaltet, indem man in seine Liebe hineinwächst. Die Verähnlichung mit Christus soll auf dem Weg der Umkehr erfolgen, die das Bild Gottes in uns immer mehr hervortreten lässt. Dieses Ziel wurde von unseren Vätern oft mit dem Begriff 'similitudo' (Ähnlichkeit) beschrieben. Darin besteht die Fülle des Lebens und Seins, nach der der Mensch unablässig sucht." (Geistliche Grundlagen der Kongregation von Mehrerau)


Auf diesem Weg zu wandeln ist unmöglich ohne die Gnade Gottes, die Er uns täglich in der Eucharistie schenkt. "Die Eucharistie ist der Brennpunkt, in dem das Leben, die Liebe, das Gebet und das Opfer zusammengefasst sind in der Selbstaufopferung des Sohnes Gottes. Wenn wir sie mitfeiern, wird auch unser Leben zu Liebe und Gebet, indem wir uns in Jesus durch den Geist dem Vater darbringen. Die Frucht und das Geschenk dieses Sakraments ist geschwisterliche Einheit unter all jenen, die von diesem einen Brot des Lebens essen." (Geistliche Grundlagen der Kongregation von Mehrerau)

In der Benediktsregel wird Maria nicht erwähnt, aber die ganze Regel atmet einen marianischen Geist. Sie ruft uns dazu auf, wie Maria zu leben, indem wir uns nicht in Äusserlichkeiten verlieren, sondern uns ihre Tugenden und Grundhaltungen zu eigen machen: ihr offenes Herz für die Gottsuche, ihr Hinhören und ihr liebevolles 'Fiat', ihre Aussage "Mir geschehe nach deinem Wort." 

Als Zisterzienser sind wir ein zutiefst marianischer Orden. Unser Vater, der Hl. Bernhard von Clairvaux, war einer der glühendsten Marienverehrer, was unseren Orden nachhaltig geprägt hat. 


Jede Kirche unseres Ordens ist der Hl. Jungfrau Maria geweiht unter dem Patrozinium ihrer Aufnahme in den Himmel. Das Kloster Frauenthal ist ihr somit ebenfalls geweiht, und so wissen wir uns vollständig unter ihrem Schutz. Dies gilt für jede der hier lebenden Schwestern und alle, die uns besuchen.

Maria ist unsere Mutter, unsere Führerin und, wenn man so will, unsere oberste Äbtissin.

Diese marianische Grundhaltung kommt in unserem Orden und auch in unserem Kloster in vielen äusseren Gebetsformen und Traditionen zum Ausdruck. Wir beschliessen Laudes und Vesper immer mit einer lateinischen marianischen Antiphon, und jeden Abend nach der Komplet singen wir vor der beleuchteten Statue Unserer Lieben Frau von Frauenthal das Salve Regina. Der Überlieferung nach stammt der Schlussvers des Salve Regina, "o clemens, o pia, o dulcis Virgo Maria", vom Hl. Bernhard von Clairvaux.

An Samstagen feiern wir das Marianische Offizium und Votivmessen zur Jungfrau Maria. Hier in Frauenthal haben wir eine besondere Verehrung für die Schmerzhafte Muttergottes, deren Statue in unserer Kirche einen Ehrenplatz einnimmt. Das Bildnis kam während der Kriege der Reformationszeit zu uns. Viele haben hier schon Hilfe und Trost gefunden, und obwohl unser Kloster ein kleiner, verborgener Ort ist, hoffen wir, dass noch sehr viel mehr Menschen in gleicher Weise Hilfe und Trost erfahren dürfen. Wir wissen, dass dort, wo Maria herrscht, die Mächte des Bösen fliehen müssen.

Das Rosenkranzgebet ist für uns sehr wichtig und wird täglich von jeder einzelnen Schwester gebetet. Die Verpflichtung zum täglichen Rosenkranzgebet geht auf ein Gelübde in der Reformationszeit zurück, und ebenso lautete die Aufforderung Unserer Lieben Frau von Fatima immer wieder: Betet täglich den Rosenkranz!

Nach dem Mittagessen beten wir gemeinsam die Litanei zur Schmerzhaften Muttergottes vor der Pietà im Refektorium. Seit 1864 wird nach dem Abendessen das Salve Regina in Dankbarkeit gebetet, dass wir von Krieg verschont wurden.


"Liebe Brüder, bemühen wir uns mit Eifer um das gemeinschaftliche Leben, indem wir die Einheit des Geistes durch das Band des Friedens wahren in der Gnade unseres Herrn Jesus Christus, in der Liebe Gottes und in der Gemeinschaft des Heiligen Geistes. Aus der Liebe Gottes geht die Einheit des Geistes hervor; aus der Gnade unseres Herrn Jesus Christus das Band des Friedens, und aus der Gemeinschaft des Heiligen Geistes jene Verbundenheit, die für die Glieder der Gemeinschaft notwendig ist, dass sie das Gemeinschaftsleben führen können. Die Liebe Gottes bewirkt die Einheit des Geistes, denn wer sich an den Herrn bindet, ist ein Geist mit ihm."

~ Balduin von Ford